M. Kaiser-El-Safti und H. Werbik behandeln die philosophische Vorgeschichte der Ablösung der
Psychologie von der Philosophie und die Abschaffung des Seelensubstanzbegriffs zu Gunsten einer
»Psychologie ohne Seele«. Die Analyse der Konsequenzen einer nun gegenstandslos gewordenen
Wissenschaft erstreckt sich auf den Zeitraum von Immanuel Kants negativem Urteil schon über die
Möglichkeit einer wissenschaftlichen Psychologie bis zu dem Pionier der phänomenologischen
Psychologie Carl Stumpf der die Psychologie als die »beobachtungsreichste philosophische
Disziplin« bezeichnete und den Seelenbegriff auf phänomenologischer Basis zurückgewann indem
er ihn auf einer logisch bereinigten Grundlage umbildete. Die Bedeutung von Stumpfs
Phänomenologie geriet durch den Traditionsbruch nach zwei Weltkriegen der alleinigen
Anwartschaft auf die Phänomenologie seines ehemaligen Schülers Edmund Husserl sowie durch
dessen Initiierung der Psychologismus-Kontroverse in Vergessenheit.Aus heutiger Sicht werden
einerseits die ersten Anfänge der phänomenologischen Psychologie neu beleuchtet andererseits
soll an einen Beitrag von Karl Popper zum Seelenbegriff erinnert werden - in Zusammenhang mit
Poppers Würdigung von Stumpf als seinem »Vorläufer«.