Bachs 'Orgelbüchlein' (O=B) galt bislang als musikalischer Torso. Lediglich 46 von den
insgesamt 164 im Autograph eingetragenen Choraltiteln wurden auch komponiert. Felix Pachlatko
liefert anhand neu entdeckter arithmetischer Strukturen im Werk den Nachweis dass das O=B
nicht nur als in seiner vorliegenden Form geplant sondern auch als vollendet betrachtet werden
muss. Dabei ist die Art und Weise wie Bach das O=B strukturierte nicht neuartig. Die
Grundlagen dieser Verbindung von Musik und Mathematik liegen im pythagoreischen Denken
begründet. Beispiele hierzu lassen sich in der Musik von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis hin
zu Bachs unmittelbaren Vorgängern finden. Neben ganzzahligen Verhältnissen und Goldenen
Schnitten werden im O=B erstmals auch Magische Quadrate und ein Magischer Kubus nachgewiesen.
Das anspruchsvollste Konstrukt dürfte jedoch ein äußerst genauer Goldener Schnitt sein der die
gesamte komponierte Anlage betrifft und der mit der Mitte der Cantica pro tempore
zusammenfällt.