Die vier kleinen Blockparteien CDU(D) LDP(D) NDPD und DBD wurden zumeist einseitig
interpretiert und häufig missverstanden. Für politisch engagierte Mitglieder waren sie weitaus
mehr als die vielgescholtenen Blockflöten - nämlich der größtmögliche legale Kontrapunkt zur
SED und damit ein vermeintliches Mittel um sich für eine demokratische DDR einzusetzen. Am
Beispiel des Bezirks Rostock zeigt Luise Güth nach intensiver Quellenrecherche wie innerhalb
dieser Blockparteien die Hoffnung auf Reformen nach Gorbatschowschem Vorbild ab Mitte der 80er
Jahre aufkam für welche materiellen und ideellen Veränderungen sich die Mitglieder einsetzten
und an welche Grenzen sie mit ihrem Engagement gestoßen sind. Dabei gab es erhebliche
Spielräume für Mitglieder und Parteifunktionäre auch von der SED-Linie abweichende Meinungen
zu vertreten. In den Wendemonaten zeigt sich besonders anschaulich wie sehr die SED auf loyale
Systemkritiker wie den LDP(D)-Vorsitzenden Manfred Gerlach angewiesen war um ihre
sozialistische Bündnispolitik umzusetzen. Dass die aufrichtigen Hoffnungen vieler DDR-Bürger
auf eine demokratische Umgestaltung eine feste Größe in der SED-Politik waren lässt deren
Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben der DDR heute in einem anderen Licht
erscheinen.