Wie kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts hat Joseph Beuys archaische Vorstellungswelten
und Riten in die moderne Gesellschaft integriert. Als prononciert ästhetische Reaktion auf
Krisen und Umbruchserscheinungen entwickelte er eine eigene undogmatische Kunstreligion die
neben religiösen Traditionen auch mythologische volkskulturelle und anthroposophische Elemente
miteinbezog. Joseph Beuys - Bewohnte Mythen der Katalog zur Ausstellung der Kunsthalle
Tübingen macht deutlich dass vormoderne Traditionen das umfangreiche OEuvre von Beuys wie ein
roter Faden durchziehen - vom Frühwerk bis zu den späten Aktionen und politischen Auftritten:
angefangen bei den Zeichnungen in denen er Motive aus dem Volksglauben nachspürte über die
Heilkunde bis in die 1960er Jahre in denen er beeinflusst von der Fluxus- und
Happening-Bewegung Riten als magische Katalysatoren in Aktionen einsetzte um beim Publikum
die Sinne anzusprechen und zum Nachdenken anzuregen.