Eigentlich will sie unsichtbar bleiben - so unsichtbar dass niemand der ihr Böses will sie
findet. Nie mehrere Nächte hintereinander am gleichen Ort schlafen immer die Umgebung im Blick
behalten und vorsichtshalber immer gehen bevor es Ärger geben könnte. Nachts in der Kälte - so
viel anziehen wie möglich zwischen die Kleider alte Zeitungen gestopft. Nie den Rucksack
loslassen. Immer fort bevor es Tag wird. An Regentagen immer nasse Füße. Es ist ein hartes
Leben. Arbeitssuche - Bewerbungsgespräche nach einer Nacht auf der Parkbank. Und dann die
Rettung: Ein Platz in der Notschlafstelle dann in einer Krisenwohnung dann endlich eine
Arbeitsstelle ein eigenes Zimmer.Marie Kerl weiß wovon sie spricht. Sie hat es erlebt sie
hat durchgehalten. Sie war obdachlos am Seeufer und hat doch das Schöne nie aus den Augen
verloren.