Der zweite Band des diesjährigen Jahrbuchs für öffentliche Finanzen erscheint in einem Umfeld
das durch den Krieg in der Ukraine und weitere internationale Konflikte massiv irritiert wird.
Tradierte wirtschaftspolitische Ansätze zur Inflationsbekämpfung wirken nur bedingt oder stehen
derzeit nur eingeschränkt zur Verfügung. Noch sind die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser
neuen internationalen Krisendynamiken nicht eindeutig absehbar. In der bundesdeutschen
Diskussion über die Frage mit welchen Ansätzen und Instrumenten die öffentliche Finanz- und
Haushaltspolitik auf diese Entwicklungen reagieren soll eskaliert zunehmend ein Widerstreit
der Dogmen. Der Forderung nach einer möglichst raschen Wiedereinhaltung der Schuldenbremse
begegnen immer sichtbarer werdende Investitionsnachholbedarfe der öffentlichen Infrastrukturen.
Die Austeritätsfolgen der vergangenen Dekaden lassen sich - auch über Deutschland hinaus - in
baulicher Hinsicht besichtigen und sind Treiber zunehmender sozialer Ungleichheiten und
Spannungen. Viele dieser Entwicklungen werden politisch und wissenschaftlich oft zu isoliert
voneinander verhandelt.