1980 hielt man einen Menschen für normal wenn er ein Jahr lang um einen nahen Angehörigen
trauerte. 1994 empfahl man Psychiatern mindestens zwei Monate Trauerzeit abzuwarten bevor man
Traurigkeit Schlaflosigkeit Konzentrationsstörungen und Apathie als behandlungsbedürftige
Depression einstufte. Mit dem neuen Katalog psychischer Störungen 'DSM 5' wird ab Mai 2013
empfohlen schon nach wenigen Wochen die Alarmglocken zu läuten. Vor einer Inflation der
Diagnosen in der Psychiatrie warnt deshalb der international renommierte Psychiater Allen
Frances. Er zeigt auf welche brisanten Konsequenzen die Veröffentlichung haben wird:
Alltäg-liche und zum Leben gehörende Sorgen und Seelenzustände werden als behandlungsbedürftige
geistige Krankheiten kategorisiert. Verständlich und kenntnisreich schildert Allen Frances was
diese Änderungen bedeuten wie es zu der überhandnehmenden Pathologisierung
allgemein-menschlicher Verhaltensweisen kommen konnte welche Interessen dahinterstecken und
welche Gegenmaßnahmen es gibt. Ein fundamentales Buch über Geschichte Gegenwart und Zukunft
psychiatrischer Diagnosen sowie über die Grenzen der Psychiatrie - und ein eindrückliches
Plädoyer für das Recht normal zu sein.