Sprachspiele verstanden als absichtliche Verzerrungen sprachlicher Regeln und Konven-tionen
wecken nicht nur die Aufmerksamkeit der Leser in der Werbung und auf Plakaten und Spruchbändern
im öffentlichen Raum: Gebäckträger (Aldi Nord auf der Brötchentüte). In literarischen Texten
stellen Sprachspiele ein Experiment mit Sprache dar ein Ausprobieren wie weit man die Regeln
der Sprache überdehnen kann um dadurch den sprachlichen Einhei-ten vom Sprachlaut bis zum
vollständigen Text ganz neue überraschende Aussageweisen zu entlocken: Versuchen ist nicht so
übel als verfinden (Emil Gött). Literaturdidaktisch gesehen bewirkt der formale überraschende
und oft mit Komik verbun-dene Reiz der Texte meist eine überdurchschnittliche Lesemotivation.
Der inhaltliche Mehrwert der sprachspielerischen meist mehrdeutigen oft rätselhaften Aussagen
gegenüber normalsprachlichen Aussagen spornt zu intensiver Textinterpretation mit Sinnsuche an
(auch zwischen den Zeilen lesen): Selbstverständlich ist was man selbst versteht und niemand
sonst (Ambrose Bierce). Haben die Schüler die jeweilige Verfremdungstechnik eines Textes
erfasst und ist diese nicht zu kompliziert regt der Text sogar zur Nachahmung und zu eigenen
kreativen Schreibversuchen an: Analogschreiben. Sprachdidaktisch zeichnen sich
sprachspielerische Texte dadurch aus dass sie Anstöße zum regelentdeckenden Lernen im Bereich
der Sprachreflexion geben. Die anfängliche Irritation durch normwidrige falsche sprachliche
Äußerungen oder unkonventionelle Sprachverwen-dungen weicht bald der Erkenntnis dass die
Abweichungen von der Norm keine Fehler sind sondern absichtliche Sprachexperimente mit
besonderer Aussagekraft. Gleichzeitig ruft der jeweilige Regelverstoß die davon betroffenen
während des Spracherwerbs mental gespeicher-ten Regeln und Sprachkonventionen ins Bewusstsein
sichert sie ab und hilft diese möglichst präzise zu bestimmen und zu formulieren: Wenn der
Gewinn recht klein ausfällt gibt es ein Gewinnsel. So entstehen gesteigertes Sprachbewusstheit
und verstärkte Sprachkontrolle bei der mündlichen und schriftlichen Sprachproduktion.