Ein Streifzug durch die Operngeschichte und das Wechselspiel zwischen Text und Musik - so
unterhaltsam wie anregend. Nur selten in der Operngeschichte gab es glückliche Partnerschaften
zwischen den Komponisten und ihren Textdichtern. So tauchen auf Verdis 27 Opernpartituren die
Namen von vierzehn Librettisten auf. Der Wettstreit um den Vorrang von Ton oder Wort durchzieht
die gesamte Geschichte der Oper. Im 18. Jahrhundert übte Pietro Metastasio seine
uneingeschränkte Herrschaft aus - Kesting nennt ihn »den einflussreichsten Operndichter der
Geschichte«. Seine Textbücher wurden an die tausendmal vertont auch noch von Mozart der
eigentlich die Auffassung vertrat in der Oper habe die Poesie »der Musick gehorsame Tochter«
zu sein und in Lorenzo Da Ponte seinen einzigartigen Librettisten fand. Das 19. Jahrhundert
brachte Textdichter wie Eugène Scribe Felice Romani und Arrigo Boito hervor nicht zuletzt den
Sonderfall Richard Wagner der sein eigener Textdichter war. Im 20. Jahrhundert stellten sich
Autoren von Rang wie Hugo von Hofmannsthal Stefan Zweig Jean Cocteau und W. H. Auden in den
Dienst der Komponisten. Bertolt Brecht auch er ein fleißiger Textlieferant für das
Musiktheater ließ in der »Dreigroschenoper« zum Schluss den reitenden Boten des Königs
erscheinen: »Damit ihr wenigstens in der Oper seht wie einmal Gnade vor Recht ergeht.«