400 Jahre geistliches und soziales Leben in einem evangelischen adligen Damenstift. Adlige
Bewohnerinnen von Damenstiften galten lange als ältliche Jungfern deren Lebensinhalt im
Sticken Teetrinken und Beten bestand. Die intensive Auswertung der Bestände des Stifts
Fischbeck ergibt ein gänzlich anderes Bild. Wagemutige und unerschrockene Frauen wagten einen
Neuanfang religiösen Lebens. Ihr Einsatz für Diakonie die Bildung der Dorfkinder und den
Witwenunterhalt setzte neue Impulse. Über das dörfliche Umfeld hinaus wirkte der Einsatz der
Kapitularinnen sogar bis in die ostindische Missionsbewegung. Korrespondenzen des Stifts mit
den Herkunftsfamilien vermitteln eine Vorstellung von der Mentalität des damaligen Adels.
Inventare und Testamente geben Einblicke in den Alltag der Damen ihre Vorlieben und in ihre
Wohnungen. Das soziale Reglement im Stift erforderte eine ständige Anpassung an die politischen
und gesellschaftlichen Entwicklungen. Man blieb sich jedoch in der Abgrenzung gegenüber
nobilitierten und bürgerlichen Familien und im Respekt vor der Anciennität der eigenen Herkunft
treu. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden auch nichtadlige Damen aufgenommen
wodurch die Institution als christliche Lebensgemeinschaft für Frauen bis heute
weiterexistieren kann.