Die literarische Moderne entdeckt die Gefährdung des Ich in der Heimkehr: Wo es heimkehrend zu
sich zurückfinden soll droht es gerade unterzugehen.Heimkehr ist nicht nur ein drängendes
Problem in den Flüchtlingsbewegungen aktueller Weltpolitik - sie ist auch immer schon ein
ehrwürdiges und vielbenutztes Motiv der abendländischen Literatur gewesen. Der vorliegende
Essay untersucht in konzentrierten Einzelinterpretationen wichtiger Gedichte und Prosatexte der
deutschsprachigen Moderne (u.a. Heine Eichendorff Celan Rilke Kafka) wie die große
Literatur das Subjekt in der Heimkehr zunehmend als gefährdet sieht: Der Selbstverlust in der
Heimkehr akzentuiert die Heimatlosigkeit des Ichs in einer Welt beständigen Umbruchs.
Eingebettet wird diese Problemgeschichte in eine Reflexion der philosophischen bzw.
theologischen Modelle der Heimkehr seit der Antike die als Ideenreservoir den dichterischen
Bearbeitungen zugrunde liegen und in ihnen produktiv kritisiert werden. Dass die Unmöglichkeit
der Heimkehr die Anerkennung der Schutzlosigkeit des Fremden fordert haben Philosophie und
Literatur eindringlich sichtbar gemacht: So liefert der Essay gute Gründe dafür das Wissen der
Literatur auch für gegenwärtige Fragen zu konsultieren.