Die Geschichte des »Hannoverschen Anzeigers« als Spiegel einer bewegten Kultur- und
Politikgeschichte.Wir wissen einiges über die hauptstädtische Presse in Berlin auch der
liberale Journalismus der »Frankfurter Zeitung« ist historisch gut erforscht. Vergleichsweise
dürftig jedoch sind unsere Kenntnisse über die großstädtischen Zeitungslandschaften jenseits
von Frankfurt und Berlin. Der Historiker Jens Flemming erzählt anschaulich eine umfassend
recherchierte Geschichte des »Hannoverschen Anzeigers« des auflagenstärksten Blattes der
niedersächsischen Hauptstadt.Der »Anzeiger« war eine bürgerliche parteipolitisch nicht
gebundene Tageszeitung die von einem rasch expandierenden Anzeigengeschäft profitierte. Nach
seiner Gründung 1893 dominierte er innerhalb weniger Jahre den lokalen und regionalen
Medienmarkt. Jens Flemming erzählt die rasante Entwicklung zur renommierten Tageszeitung bis zu
ihrem Niedergang durch die nationalsozialistische Gleichschaltung. Er verknüpft elegant
Familien- Presse- Kultur- und Politikgeschichte: Vom Wirken der Verleger August und Erich
Madsack über die beteiligten Redakteure beleuchtet Flemming auch das sich wandelnde Profil der
Zeitung die Anpassungs- und Überlebensstrategien im Nationalsozialismus - und hier vor allem
auch die moralpolitischen Kosten die dafür zu entrichten waren.