Die Grunderfahrung des geflüchteten Menschen bedeutet immer den Verlust von Heimat Sprache und
Zugehörigkeit. Georges-Arthur Goldschmidt ist einer der zentralen Autoren der
Holocaustliteratur. Er berichtet mit expressiver Kraft von den Erfahrungen eines Kindes das
zum Opfer der Willkürmaßnahmen und der antisemitischen Verfolgung durch die NS-Diktatur
geworden ist. Als Sohn einer schon im 19. Jahrhundert zum Protestantismus konvertierten
jüdischen Familie war er in Deutschland in größter Gefahr. Deshalb schickten seine Eltern den
zehnjährigen Georges-Arthur und seinen älteren Bruder Erich 1938 zuerst nach Italien. Im
folgenden Jahr flüchteten sie weiter nach Frankreich. Im Internat in Annecy war Goldschmidt
ebenfalls traumatisierender Gewalt ausgesetzt. Schließlich versteckten ihn Bergbauern in
Savoyen bis zum Kriegsende und retteten dadurch sein Leben. Goldschmidts Werk ist zutiefst
geprägt vom Gefühl existentieller Ortlosigkeit zwischen den Sprachen und zwischen den Ländern.
Er hat dem Leid der Verfolgung in seinen Werken einen unvergesslichen Ausdruck verliehen.