Gottfried Benns während des Ersten Weltkriegs entstandenes Werk wird im Kontext von Politik
sowie Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte analysiert.Zwei Jahre nach Erscheinen seiner
berühmt gewordenen »Morgue«-Gedichte wird Gottfried Benn 1914 als Sanitätsoffizier ins Heer
berufen - der Erste Weltkrieg beginnt. Bald darauf in Brüssel stationiert sucht der Lyriker
während der nächsten drei Jahre in Gedichten Prosa und Kurzdramen nach seiner poetischen
Stimme. Er inszeniert diese Entwicklung bis hin zur Geburt des Dichters in seinen literarischen
Texten. Matthias Berning analysiert diesen Vorgang anhand der während des Ersten Weltkrieges
entstandenen Werke und bettet diese in den historisch-politischen und intellektuellen
problemgeschichtlichen Kontext ein. Benns Metapher des »Anemonenschwerts« steht dabei für die
Wehrhaftigkeit der Poesie gegenüber einer fragwürdig gewordenen Wirklichkeit die
»Lydditgranate« für eine schon damals veraltende Technologie in einem Krieg den Benn in seinen
Texten eher in Andeutungen thematisiert. Spannend ist der Widerspruch zwischen seiner Loyalität
zur offiziellen Linie des Heers und der Abscheu gegenüber dem selbstherrlichen Habitus seiner
Offizierskollegen.