Eine Betrachtung des Rhythmus von Leben und Zeit aus den sehr unterschiedlichen Blickwinkeln
östlicher und westlicher Philosophie und Kultur.Der Rhythmus liegt geht man nach der
landläufigen Bedeutung dieses bis heute wirkmächtigen antiken Begriffs in der schönen
Gestaltung der gelungenen Formgebung dem ästhetischen Schwung. Doch es gab in der langen
Begriffsgeschichte immer auch andere weniger auf das Ästhetische gerichtete Vorstellungen vom
Rhythmus: Solche die man heute eher unter Bezeichnungen wie Prozessualität Achtsamkeit Flow
verbucht und mit einem Modus der Teilhabe und des Mitseins assoziieren kann. Die Wertschätzung
für diesen lebensnäheren Rhythmus verbanden Dichter deutscher Sprache um 1900 wie Rainer Maria
Rilke und Hugo von Hofmannsthal vor allem mit dem Fernen Osten. Rhythmische Erfahrung lässt
sich daran anschließend als eine Art Achtsamkeit für den allen Veränderungen innewohnenden
Fluss von Beziehungen verstehen. Diese »west-östliche« Rhythmus-Vorstellung erlaubt es nicht
nur die Begriffsgeschichte der Ästhetik um 1900 um einen bislang vernachlässigten Grundaspekt
zu erweitern. Sie birgt außerdem ein hohes Potenzial für die heutige literatur- und
kunstwissenschaftliche Theoriebildung zum Thema »Zeit und Darstellung«.