Der Londoner Altkleidermarkt entpuppt sich als lebendige multikulturelle Kontaktzone in der
sich Netzwerke und Identitäten entwickelten.London in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts:
Insbesondere in den ärmeren Vierteln im Osten der Stadt drängten sich Menschen aus
unterschiedlichen Ländern und Religionen so z. B. Juden aus Mittel- und Osteuropa Katholiken
aus Irland und eingesessene Anglikaner. Wie hat man sich ihre Form der Koexistenz
vorzustellen?Um dieser Frage auf den Grund zu gehen hat Ole Münch eine Mikrogeschichte
verfasst. Sie handelt vom damals weltberühmten Rag Fair - einem Altkleidermarkt dessen
Handelsrouten sich über Kontinente erstreckten. Hier kamen Migranten und Einheimische in
Kontakt stritten über jüdische und irische Klischees gingen Klientelbeziehungen ein und
schmiedeten politische Allianzen. Ethnizität und Religion spielte in vielen dieser Prozesse
eine wichtige Rolle. Zugleich bot der Markt aber gute Gründe ethnische Grenzen zu missachten
und sich über sie hinweg sozial zu formieren. Ole Münch knüpft seine Beobachtungen an Debatten
aus der Geschichtswissenschaft Soziologie und Ethnologie. Seine Studie gibt einen Einblick in
kaum erforschte Bereiche der Wirtschafts- Politik- und Rechtsgeschichte einer schillernden
Metropole deren soziales Leben der Autor konsequent »von unten« betrachtet.