»Die wahre Übersetzung ist durchscheinend« schrieb Walter Benjamin. Als Gedächtniskunst
ermöglicht die Sprachenbegegnung eine Blütenlese messianischer Gesten.Übersetzungen der
»Tableaux Parisiens« von Charles Baudelaire erscheinen nach beinahe zehn Jahren der
Übersetzungsarbeit 1923 in einer zweisprachigen Ausgabe. Das Vorwort »Die Aufgabe des
Übersetzers« entzieht sich mit seiner berühmt-berüchtigten Bilderflut und verschlungenen
Argumentation der Beantwortung der Frage was die darin formulierten Überlegungen mit den
vorgelegten Gedichtübersetzungen zu tun haben während diese meist aus der Perspektive der Ende
der 1930er Jahre aus dem Passagenwerk hervorgehenden Arbeiten zu Baudelaire gelesen werden.
Folgt man jedoch dem »Gefühlston« der Worte als einer Spur die aus den Differenzen zwischen
Original und Übersetzung hervortritt und das Gedichtete in die im Vorwort zu denkende Aufgabe
des Übersetzens hinüberfließen lässt wird deutlich dass Benjamin Baudelaires »Tableaux« in
einen Ausdruck der Gefühlskälte der Zwischenkriegszeit übersetzt. Es ist diese Gefühlskälte
auf die das Vorwort mit einer auch die Typographie erfassenden Denklandschaft antwortet die
Natalie Chamat als skizzenhaften Grundriss späterer Bildkomplexe des Benjamin`schen Denkens
analysiert. Von Bild zu Bild entsteht so ein Weg des Eingedenkens der sich quer durch
Benjamins Schriften zieht und nicht zuletzt das Kind in dunklen Zeiten als eine den Lesenden
überantwortete Denkfigur hervortreten lässt.