Kontinuitätslinien staatlicher Kommunikationspolitik und der Arbeit mit der Presse in der
frühen Bundesrepublik.Im Bundeskanzleramt und im Presse- und Informationsamt der
Bundesregierung agierten in der Nachkriegszeit Männer die auf vielfältige Erfahrungswerte in
der staatlichen Presse- und Informationsarbeit aus der Zeit des Deutschen Reiches zurückgreifen
konnten - vom Kaiserreich über die Weimarer Republik bis zum Ende des nationalsozialistischen
Regimes. Insbesondere die Erfahrungen aus den zwölf Jahren der Diktatur und ihrer staatlichen
Medienlenkung flossen als Wissensbestände und erprobte Praktiken in die Aufbauarbeit ab 1949
mit ein. So entstand in der jungen Bundesrepublik keineswegs sofort eine Arbeit mit der Presse
und der Öffentlichkeit die den Gepflogenheiten eines liberalen und demokratischen
Rechtsstaates sowie den Informationsbedürfnissen einer offenen und kritischen
Mediengesellschaft Rechnung getragen hätte. Vielmehr wirkten bestehende Strukturen sowie
Akteurinnen und Akteure der dreißiger und frühen vierziger Jahre fort. In ihrer Betrachtung des
Bundeskanzleramtes und des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung verknüpfen Angela
Schwarz und Heiner Stahl kultur- und medienhistorische Zugänge mit einer Mentalitätsgeschichte
staatlicher Öffentlichkeitsarbeit.