Wie prägte das transgenerationelle Erbe Juden und Nichtjuden nach dem Holocaust? Nach
Auschwitz kam das große Schweigen. In vielen Familien von Überlebenden wurde geschwiegen um
sich gegenseitig zu schonen. In den Familien der Täter Mitläufer und Zeugen hatte das
Schweigen andere Gründe: Scham Schuldgefühle Verdrängung oder Verleugnung. Unmittelbar nach
Kriegsende und auch viele Jahre später bewegten sich Juden und Nichtjuden in Deutschland in
getrennten Welten. Gregor Luks untersucht mithilfe des psychoanalytisch orientierten Konzepts
des »annähernden Verstehens« den jüdischen und nichtjüdischen Diskurs. Ohne die Unterschiede zu
nivellieren fragt er nach den psychischen Folgen des Holocaust und der NS- und Kriegszeit bei
drei Generationen von Juden und Nichtjuden in Deutschland nach 1945. Luks analysiert welche
Themen und Gefühle sich dabei auf andere Generationen übertragen haben und welche Unterschiede
bzw. Parallelen es in der Aufarbeitungs- und Erinnerungskultur der beiden Gruppen gibt. Der
Vergleich stützt sich auf selbst erhobene Interviews sowie auf publizierte Quellen u.a. aus
Deutschland Österreich Israel und den USA.