Der wundersame Aufstieg Walter Benjamins zu einer intellektuellen Ikone des 20. Jahrhundert
erzählt entlang der konfliktreichen Geschichte seiner zerstreuten Nachlassbestände. Oft ist
von einem Wunder die Rede wenn es um Walter Benjamins Nachleben geht. Nach seinem Selbstmord
auf der Flucht vor den Nazis im September 1940 zählte Benjamins Name »zu den verschollensten in
der geistigen Welt« (Gershom Scholem). Am Ende des Kalten Krieges war Benjamin ein global
rezipierter Autor die Kontroversen um sein Werk und sein tragisches Schicksal wirken bis heute
nach. Robert Pursche rekonstruiert die Geschichte dieser denkwürdigen posthumen Karriere
entlang der Konflikte um Benjamins zerstreute Archive angefangen bei den ersten
Rettungsbemühungen seiner Freunde Hannah Arendt Gershom Scholem und Theodor W. Adorno über die
heftigen Marxismus-Debatten um »1968« und die Auseinandersetzungen um Benjamins
Nachlassbestände in der DDR. Nicht nur die großen intellektuellen Figuren kommen dabei in den
Blick sondern auch Archivare Editorinnen Verleger politische Aktivisten Journalistinnen
und Stasi-Mitarbeiter. Die anhaltende Faszination für diesen oft rätselhaften Denker wird so in
ihren zeithistorischen Kontexten verständlich.