Geschrieben in einer verbotenen Sprache - jetzt kehrt die feinfühlige intelligente Prosa von
Lesja Ukrajinka in den europäischen Kanon zurück. Frauen die mehr verdienen als ihre Partner
häusliche Gewalt späte Mutterschaft und soziale Ungerechtigkeit: Schon um 1900 wagte es die
ukrainische Schriftstellerin Lesja Ukrajinka Themen aufzugreifen die teils heute noch
tabuisiert werden. Dafür wurde sie von ihren männlichen Kollegen als 'der einzige Mann in der
ukrainischen Literatur' bezeichnet - ein Ausdruck der auf die männliche Dominanz im
Literaturbetrieb ihrer Zeit und die thematischen Schwerpunkte in den von Männern und Frauen
verfassten Werken anspielte. Lesja Ukrajinka die zeitlebens mit ihrer Tuberkulose-Erkrankung
kämpfte durchbrach diese Konventionen: Ihre Kurzprosa spiegelt die europäischen Strömungen des
Fin de Siècle und greift zentrale Diskurse der Zeit auf wie überkommene Rollenbilder die Frage
nach der Grenze zwischen Vernunft und Wahnsinn Orientalismus und die Nietzsche-Rezeption. Ihre
Sprache moduliert detailgenaue und atmosphärisch dichte Szenen. 'Am Meer' richtet sich an alle
die sich für die europäische Moderne feministische Literatur und postkoloniale Perspektiven
interessieren. Der zweite Band der 'Ukrainischen Bibliothek' enthält eine repräsentative
Auswahl aus dem Prosawerk Ukrajinkas und wird durch eine kulturhistorische Kontextualisierung
von Tamara Hundorova ergänzt.