Seit seinem Erscheinen gilt Jean-Pierre Vernants Mythos und Denken bei den Griechen als
Klassiker der Anthropologie und zugleich als Musterbeispiel für die Anwendung der strukturalen
Analyse auf die griechische Antike. Die Studien die in diesem Buch zusammengestellt sind
eröffneten ganz neue Perspektiven auf die Organisation von Raum Zeit und Erinnerung auf die
Struktur von Mythen und die Funktion von Religion. Sie umreißen das Bild des griechischen
Menschen indem sie zeigen dass er durch seine sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen
gleichermaßen hervorgebracht wird wie er diese beständig transformiert. Präzisere Einblicke in
die Grundlegung der abendländischen Kultur wird man schwerlich finden. Die Planung und Gründung
von Städten die Entstehung von Recht und Gesetz das Verhältnis von Männern und Frauen das
Erbrecht neue Kunstformen und die Anfänge des rationalen Denkens aus denen Mathematik und
Philosophie hervorgegangen sind all dies beschreibt Vernants Buch in einzigartiger Weise.Als
Jean-Pierre Vernant seine Essays im Jahre 1965 erstmals veröffentlichte veränderte er
grundlegend die Vorstellungen die man sich bis dahin vom Mythos und Logos bei den Griechen
gemacht hatte. Indem er Recht Religion Wirtschaft und Rituale in seine Überlegungen einbezog
sprengte er die Grenzen der klassischen Philologie. Mythos und Denken bei den Griechen ist
dabei nicht nur ein Hauptwerk der strukturalen Analyse sondern nach wie vor eine der besten
Einführungen in das griechische Denken.