Mit der Frage warum Menschen ihre Unterwerfung hinnehmen setzt die kritische
Auseinandersetzung mit der Legitimität monarchischer Herrschaft ein. Mit ihr beginnt die
Geschichte der Demokratie.Im 16. Jahrhundert vollzieht sich in Europa nicht nur ein
tiefgreifender kultureller und ökonomischer Wandel sondern es entsteht auch eine neue Form der
radikalen Herrschaftskritik. Diese bleibt bis heute aktuell weil sie sich an einen neuen
Adressatenkreis richtet: die Menge der Beherrschten. Der zu Unrecht als Fürstenberater
gescholtene Machiavelli wie auch Étienne de La Boétie fragen nach den Gründen von Herrschaft
indem sie die Perspektive des Volkes einnehmen. Beiden geht es nicht mehr um die moralischen
Dimensionen guter Herrschaft oder ihre Legitimierung als göttlich eingesetzter. Stattdessen
entdecken sie das Volk als Quelle derjenigen Macht welche die Wenigen über die Vielen
herrschen lässt. Indem beide Denker diesen Umstand zugleich als eine Verkehrung der Macht des
Volkes in Unfreiheit beschreiben richten sie das Augenmerk auf diejenigen Prozesse durch die
ein Einzelner über eine große Menge herrschen kann obwohl die Macht eigentlich in ihrer Hand
liegt.In diesen Prozessen erkennt das Buch von Felix Trautmann das Rätsel der freiwilligen
Knechtschaft. Es lässt sich nicht lösen durch eine einfache Schuldzuweisung an das Volk die
die gesellschaftlichen Umstände trivialisieren würde. Im Ausgang von der imaginären Dimension
politischer Herrschaft die weniger mit physischer Stärke oder Gewalt zu tun hat sondern mit
den Wirkungen des Scheins der Kraft des Versprechens und der Macht der Repräsentation
untersucht die Studie die Bindungskräfte eines Herrschaftsverhältnisses das die Beherrschten
auch dann erzeugen wenn es sich im Effekt gegen sie selbst richtet. So ergibt sich nicht nur
ein anderer Blick auf die Wirkungsweise monarchischer Herrschaft auch die
Emanzipationsbewegungen gegen gewaltsame Unterdrückung die sich in demokratischen Revolutionen
Bahn gebrochen haben offenbaren ihre eigentümliche Ambivalenz.