Was ist Stalking? Stalking ist ein Begriff aus der Jägersprache und bedeutet so viel wie
Heranpirschen oder Anschleichen an ein Wild um es zu erlegen. Bei Menschen sind damit
Verhaltensweisen des wiederholten Verfolgens und Belästigens eines anderen Menschen gemeint.
Stalkingopfer wenden sich zunächst in ihrer Not an Freunde und Bekannte. Erst mit zunehmendem
Leidensdruck wenden sie sich an die Polizei oder Rechtsanwälte nachdem neuerdings nach 238
StGB auch die Möglichkeit besteht gegen Stalker strafrechtlich vorzugehen. Dies ist auf jeden
Fall dann sinnvoll wenn von den Stalkern ein gewisses Gewaltrisiko ausgeht. Ist dies nicht der
Fall erscheint es sinnvoll zunächst die Möglichkeiten einer anderweitigen Beratung zu nutzen.
Dafür kommen Psychologen Hausärzte und die Mitarbeiter von Opferberatungsstellen in Betracht.
Vor allem an sie richtet sich dieser Leitfaden der aus sozialpädagogischer Sicht verfasst
wurde. Die meisten heute in der Literatur zu findenden Vorschläge für eine Stalkingberatung
bzw. ein individuelles Krisen- bzw. Fallmanagement sind psychologisch-psychotherapeutischer
Natur. Grund dafür ist dass ihre Autoren in der Regel Psychologen oder Psychiater sind.
Leitfäden für eine individuelle Stalkingberatung aus Sicht anderer Professionen wie z.B.
Ärzten oder Sozialpädagogen die ebenfalls bei der Unterstützung von Stalkingopfern eine große
Rolle spielen gibt es bisher nur selten bzw. sie sind - wenn vorhanden - nur intern
zugänglich. Um diese Lücke im Beratungsspektrum ein wenig zu schließen wurde dieser Leitfaden
entwickelt. Es geht in ihm vor allem darum den Beratern von Stalkingopfern Vorschläge für
einen möglichen Beratungsprozess sowie zum Umgang mit Stalking an die Hand zu geben. Hierbei
wird zunächst geklärt welche Ansätze Formen und Methoden einer professionellen Beratung für
eine Stalkingberatung geeignet sein können. Danach wird auf der Grundlage der aktuellen
Stalkingforschung das feldspezifische Hintergrundwissen zum Phänomen Stalking das sowohl die
Täter als auch die Opfer betrifft erläutert. Nach der Betrachtung unterschiedlicher
wissenschaftlicher und juristischer Definitionen sowie der neuen Rechtslage in Deutschland
werden unterschiedliche Klassifikationssysteme bezüglich der verschiedenen Typen von Stalkern
untersucht. Im Anschluss daran wird explizit auf die Gewaltrisiken- und Vorhersagefaktoren
eingegangen. Außerdem werden grundlegende offensive und defensive Handlungsstrategien für den
Umgang mit Stalking erläutert. Unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse wird dann ein
Prozessmodell zur Beratung von Stalkingopfern entwickelt. Jede einzelne Beratungsphase wird
detailliert erläutert. Dabei werden die allgemeinen Prinzipien Verfahren und Techniken aus
verschiedenen beraterischen Schulen für eine Stalkingberatung spezifiziert und
weiterentwickelt. Im Anschluss wird anhand eines Fallbeispiels exemplarisch dargestellt wie
ein bestimmtes methodisches Repertoire in der Stalkingberatung eingesetzt werden kann.