Almosensammelnde und umherziehende Arme galten den Eliten Europas spätestens seit Anbruch der
Neuzeit als ein gravierendes Problem. Sie störten die gute polizeiliche Ordnung verletzten die
Arbeitsmoral erschienen gar als eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Diese Edition
versammelt 257 Dokumente aus dem deutschen Raum die den gesellschaftlichen Umgang mit Bettlern
Vagabunden Zigeunern und Gaunern während der gut vier Jahrhunderte zwischen 1500 und 1933
widerspiegeln. Sie zeigen erstaunliche Kontinuitäten in der Wahrnehmung dieser Gruppen auf
aber auch Transformationen in ihrer Zusammensetzung sowie in der Art wie sie beschrieben
erklärt und diszipliniert wurden. Vor allem illustrieren sie die anhaltende Brisanz des
Phänomens über alle historischen Zäsuren hinweg. Immer wieder bis hin zur Weltwirtschaftskrise
der 1930er Jahre sprechen zeitgenössische Kommentare von einer bedrohlichen Überhandnahme von
Bettel und Vagabondage. Indem der Band nicht nur Normen und abstrakte Diskurse dokumentiert
sondern ein starkes Gewicht auf die soziale Praxis und mediale Repräsentationen legt
verdeutlicht er jedoch zugleich die Ambivalenzen in den gesellschaftlichen Reaktionen: Im
Alltag waren stets unterschiedliche Deutungen des Gabenbittens und des mittellosen Umherziehens
möglich und die Grenzen zwischen Repression und Toleranz blieben fließend.