Ostdeutsche stilisieren sich im öffentlichen Diskurs gern als Opfer der deutschen Einheit.
Tatsächlich haben sie sich aber von der friedlichen Revolution bis heute als mächtiger
politischer Akteur erwiesen. So ging im revolutionären Umbruch von 1989 die Dynamik nicht von
der kleinen Schar der Bürgerrechtler und Bürgerrechtlerinnen aus sondern von der Bevölkerung.
Und heute beherrscht die ostdeutsche Bevölkerung durch ihr Wahlverhalten und nicht zuletzt
durch ihren Opferdiskurs die öffentlichen Debatten. Am ostdeutschen Protestverhalten lässt sich
begreifen wie sich eine Bevölkerung zum Volk konstituiert unter den Bedingungen einer Diktatur
und wie in der Demokratie die kollektive Selbstermächtigung zum Ressentiment verkommt.