Womit identifizierten sich Bürger der Sowjetunion? Wie grenzten sie sich voneinander ab?
Destabilisierten Massenaufläufe die sowjetische Ordnung? Wie entstanden informelle
Gruppierungen in einer Gesellschaft uniformer Konformität? Welchen Einfluss nahmen neue Medien
und mediale Vernetzung auf die Entwicklung der multinationalen sowjetischen Gesellschaft? Was
blieb als nach dem Zusammenbruch der sowjetische Rahmen fiel? Manfred Zeller schreibt am
Beispiel der Fans sowjetischer Fußballmannschaften aus Moskau (Spartak Dynamo ZSKA) und Kiew
(Dynamo) eine Geschichte von Gemeinschaft und Gegnerschaft im poststalinistischen
Vielvölkerreich. Er untersucht zu welchen Gruppen sich sowjetische Bürger zusammenschlossen
und gegen wen sie sich wandten. Seine Monographie handelt von komplexen Loyalitäten in der
multinationalen Sowjetunion - und von der Hassliebe zwischen Kiew und Moskau. Zeller leistet
einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der sowjetischen Populärkultur nach Stalins Tod sowie
zur aktuellen Debatte um Antagonismen im postsowjetischen Raum. Moskau gegen Kiew war zu
sowjetischer Zeit noch keine Frage von Krieg und Frieden jedoch war es im Fußball damals schon
eine Frage von Sieg und Niederlage sowie eines Gefühls von Wir gegen die im komplexen
multinationalen Setting der Region.