Die Frage wem Bosnien eigentlich gehört fasst einen seit dem 19. Jahrhundert schwelenden
Konflikt zusammen. Als gemeinsames Territorium dreier ethno-nationaler Gemeinschaften - der
Serben Kroaten und Bosniaken (islamisierte Slawen die bis 1993 Muslime genannt wurden) - war
das Gebiet die einzige Republik Jugoslawiens ohne formelle Titularnation. Zudem wurden die
Muslime erst spät als Gruppe im nationalen Sinne anerkannt - interessanterweise von einer
kommunistischen Führung welche das Nationale überwinden wollte. Sevan Pearson evaluiert die
Nationalitätenpolitik der jugoslawischen und bosnisch-herzegowinischen Kommunisten seit den
1950er Jahren. Dabei zeigt er detailliert auf welche komplexen und stetig weiterentwickelten
Strategien die Kommunisten anwandten um dem Nationalitätenproblem Bosniens gerecht zu werden.
Und er veranschaulicht wie diese Bemühungen aus der Nationalitätenpolitik schrittweise ein
Instrument zur Stärkung der Stellung Bosnien und Herzegowinas innerhalb der Jugoslawischen
Föderation machten.