Spätestens seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie wurde offenkundig dass das was gemeinhin
unter Natur verstanden wird als eine Akteurin im internationalen Kraft- und Wirtschaftsgefüge
betrachtet und als solche nicht länger ignoriert werden kann. Dass ein Virus ganze Länder vor
den Ruin zu stellen und die globale Wirtschaft in eine ihrer tiefsten Krisen zu stürzen vermag
verdeutlicht einmal mehr die besondere Aktualität kritisch posthumanistischer
neomaterialistischer Theoriebildung sowie der Philosophie Alfred North Whiteheads. Denn beide
Ansätze nehmen eine radikale Neubestimmung von Natur und Materie vor. Hierdurch so die in
Isabella Schlehaiders vorliegendem Buch vorgetragene These tragen diese Ansätze nicht nur dazu
bei hegemoniale Konzeptionen des Verhältnisses von Natur und Gesellschaft in Frage zu stellen
sondern ebenso dazu zentrale philosophische und ebenso politisch-soziologische Kategorien und
Konzepte wie Handlungsfähigkeit Gesellschaftlichkeit Subjektivität und Objektivität produktiv
zu irritieren. Indem auf diese Weise handlungstheoretische Begrifflichkeiten wie Subjektivität
und Akteur*innenschaft radikal neu konzeptualisiert und aus ihrer
bewusstseinsphilosophisch-anthropozentrischen Verengung gelöst werden eröffnet sich ein
theoretischer Raum der nicht nur einen Ausweg aus der Kultur-Natur- und damit ebenso aus der
Materie-Geist-Dichotomie zu weisen vermag sondern darüber hinaus das Potenzial birgt den
Grundstein für eine politische Ökologie jenseits eines romantisierenden letztlich
verdinglichenden Naturschutzes zu legen.