Themen der Ausgabe sind:-Ideokratie oder Demokratie? Gesellschaftspolitische Diskurse im
russischen Exil am Beispiel der Eurasierbewegung und der Novyj Grad-Gruppe-Zwischen Untergang
und Neuordnung: Zum Bild einer postdemokratischen Gesellschaft bei Nikolaj Berdjaev-Simon L.
Frank: Das Problem des christlichen Sozialismus-Katharina die Große (1762-1796 im Spiegel
zeitgenössischer Publikationen im Alten Reich (Teil II)-Putins Ideengeber? Aleksandr Dugins
Endkampfszenarien-Nationale Identitäten: Interview mit Boris Chasanow Aus dem Beitrag von Eva
Daniela Seibel:Hatte die expansive Außenpolitik Katharinas II. die Entstehung einer wachsenden
Russlandfurcht befördert so wandelte sich der geistesgeschichtliche und politische Kontext
ebenfalls zuungunsten der russischen Kaiserin. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts trat die
Diskrepanz zwischen Aufklärung und Absolutismus nun offen zu Tage. Humanität und Wohlfahrt auf
der einen Seite Prestige und Expansionen auf der anderen waren zwei Zielrichtungen die die
aufgeklärte Herrschaft nicht gleichermaßen erfüllen konnte. Kein aufgeklärter Herrscher war
letztendlich bereit die eigene Machtposition zugunsten einer konstitutionellen Regierungsform
abzubauen. Darin unterschied sich Katharina II. auch nicht von ihren Amtskollegen Joseph II.
und Friedrich dem Großen. Im Konfliktfall machte die Kaiserin deutlich dass sie keinerlei
aufgeklärte Kritik an der zarischen Autokratie zuließ (Donnert E. Katharina II ....). Beredte
Beispiele waren davon die Schließung der Freimaurerlogen sowie die Verbannung Aleksandr
Radiscevs der 1790 einen Reisebericht publiziert hatte in dem er die Leibeigenschaft scharf
anprangerte. Zwar gelang es der aufgeklärten Herrschaft durchaus Mängel im sozialen Bereich
in Bildung sowie Rechtssprechung zu beheben oder abzumildern doch zeigte sich die
radikalisierende Spätaufklärung in Europa zunehmend enttäuscht denn [m]onarchisch-staatliche
Autorität ständische Sozialordnung äußere und innere Staatsräson verwiesen die Realisierung
aufklärerischer Prinzipien auf einen ziemlich engen Bereich. (Mieck I: Europäische Geschichte
der Frühen Neuzeit...). Vor diesem Hintergrund veränderte sich die öffentliche Wahrnehmung
Katharinas II. die zunehmend von Desillusion und Unzufriedenheit geprägt war.