Aion ist die Umschreibung für das christliche Zeitalter das mit der Parusie Christi und dem
Auftreten des Antichristus seinen Abschluss findet. C.G. Jung geht in »Aion« anhand einer
Untersuchung christlicher gnostischer und alchemistischer Symbole des Selbst den Wandlungen
der psychischen Situation innerhalb des christlichen Äon nach. Im Mittelpunkt aller
Überlegungen steht der Versuch den Archetypus des Selbst zu klären zu amplifizieren und ihn
mit der traditionellen Christusgestalt in Verbindung zu bringen. Entscheidend dabei ist dass
Christus als Symbol allumfassender Ganzheit gesehen wird das alle Charakteristika eines
Archetypus in sich vereinigt. Jungs psychologische Kritik konzentriert sich auf die
theologische Lehre von der privatio boni nach der das Böse nicht den Gegensatz zum Guten
sondern seine Verminderung bedeutet. Durch den Ausschluss der bösen Macht entspricht Christus
nur der einen Hälfte des Archetypus die andere erscheint im Antichristus. Eine Leugnung der
Realität des Bösen als bedingen den Gegensatz des Guten muss zu einem metaphysischen Dualismus
führen in dem Himmel und Hölle voneinander getrennt und einander feindliche Gegenmächte sind.
Die psychologischen Aspekte der Individuation des Menschen sind im Licht dieser christlichen
Tradition die die Realität des Bösen zu leugnen geneigt war zu überprüfen. Nicht nur die
Erfahrung sondern eine Reihe von Symbolen in der Geschichte spricht gegen den Ausschluss der
bösen Macht aus dem empirischen Selbst. Anhand der Betrachtung des Symbols der Fische das
einerseits früh mit Christus in Verbindung gebracht wurde andererseits in der Astrologie als
Gegensatzzeichen eine zentrale Rolle gespielt hat weist Jung nach dass die Verdrängung des
Doppelaspektes von Gut und Böse den verhängnisvollen Dualismus heraufbeschworen hat den die
Psychologie zu überwinden trachtet.