Kaum ein Philosoph und Theologe des Mittelalters hat für die moderne Zeit eine größere
Bedeutung erlangt wie der Franziskaner Wilhelm von Ockham der beeinflusst von seinem
Landsmann und Ordensbruder Johannes Duns Skotus als Gegenpol des Dominikaners Thomas von Aquin
zu betrachten ist. Betont dieser das Allgemeine und Rationale so Wilhelm das Individuelle und
den freien Willen des Menschen im Handlungsvollzug. Er unterzieht die Sprache einer kritischen
Analyse - pluralitas non est ponenda sine necessitate - (bekannt als ockhamsches Rasiermesser)
und betont in der Ethik die Autonomie des Menschen. Damit ebnet er den Weg zur Renaissance und
Aufklärung und beeinflusst moderne Philosophen wie zum Beispiel Ludwig Wittgenstein. Sein
Lebensweg über die Stationen Oxford Avignon (Prozess wegen angeblicher Häresie allerdings
ohne Verurteilung) und München wo er als Quasi-Gefangener unter dem Schutz Kaiser Ludwigs
siebzehn Jahre lebte ist ein einziger Kampf um Freiheit und Autonomie des Menschen auch
gegenüber dem Papst Johannes XXII. und seinen Nachfolgern.