Appetit und Gaumenfreuden als Triebkräfte der menschlichen Zivilisation - wir lesen die
Geschichte menschlicher Kultur als vielgängige Menüfolge von den Festmählern der amerikanischen
Ureinwohner von vor 12.000 Jahren bis zu den Errungenschaften der Haute Cuisine in Europa und
Asien. Anna Dünnebier und Gert v. Paczensky präsentieren nichts weniger als ein den Globus und
die Jahrtausende umspannendes Werk zur Geschichte der Speisen des Speisens und auch des
Hungerns der Menschen: Wie die Ernährungsgewohnheiten von der Erfindung des Feuers umgewälzt
wurden wie reich und vielfältig die Nahrung der frühen Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften war
wie die Küche der Armen Karriere gemacht hat woher der mittelalterliche Hang zum Überwürzen
stammt und wie sich die Ess-Etikette von Land zu Land und Epoche zu Epoche unterscheidet. Ob
über die »Entdeckung des Alkohols« »Fast Food seit Jahrtausenden« Aphrodisiaka und
»Trinkrituale« Speisetabus und -vorschriften das »weibliche Bier« oder die Kriege um die
Braukunst das Essen auf Reisen oder »Hunger als Waffe« - Dünnebier & v. Paczensky kennen ihr
Material. Als belesene und vielgereiste Genussmenschen breiten sie vor uns 12.000 Jahre
Ernährungsgeschichte und »3000 Jahre Gastronomiekritik « aus. In anregender Manier gut
recherchiert und unterhaltsam geschrieben erleben wir Kochkunst als erzählte Storys als
Mikroreportagen durch Zeit und Raum durch Kochstuben Garküchen und Feuerstellen. Wir lernen:
Die vermeintliche Armut unserer nomadischen Ahnen ist ein Mythos ihre Speisekenntnisse
reichhaltiger als die der ersten sesshaften Bauernmenschen denen die Ackerkultivierung nicht
wohl bekam auch haben die Küchen Chinas mehr gemein mit den schwindelig machenden Gerichten
eines Paul Bocuse als sich die Gourmets auf beiden Kontinenten einzugestehen bereit sind. Das
Essen ist eine die Kulturräume überschreitende und verbindende Lust - davon erzählen nicht
zuletzt die bekannten und anonymen Meisterköchinnen und -köche in allen Zeiten und Ländern der
Erde. Der 1994 erstmals veröffentlichte Band erscheint in durchgesehener und um die Aspekte
heutiger Gesundheitsfragen erweiterter Form illustriert mit über 100 Abbildungen aus der
Kunstgeschichte Dokumenten von Ausgrabungsmissionen Schriftzeugnissen von Menüs aus jüngster
und fernster Zeit.