»Die Kunst ist eine göttliche Angelegenheit aber hin und wieder empfiehlt es sich auch für
die Leser zu schreiben.« - Emilio De Marchi (1851-1901) Der eine ist ein Lebemann ein großer
Spieler: Baron Carlo Coriolano letzter Nachfahre aus dem neapolitanischen Geschlecht Di
Santafusca. Im Taumel der italienischen Einigungskriege spielte er noch eine glänzende Rolle
jetzt in den 1880er-Jahren des neuen Italien ist der 45-Jährige vor den Augen aller ruiniert.
Der andere ist ein Priester zerfressen von Habgier und Geiz: Don Cirillo der den Armen die
Gewinn-Nummern der Lotterie weissagt. Beide treffen beim Verkauf des verfallenden Landguts der
Santafuscas aufeinander. Der eine will dadurch dem Gefängnis entgehen der andere wittert das
Geschäft seines Lebens. Doch im Baron Santafusca steckt ein Raskolnikow - er will den Priester
in eine Falle locken. Noch am letzten Tag vor seinem plötzlichen Verschwinden aus Neapel hat
Don Cirillo einem Hutmacher zu einem fulminanten Lotteriegewinn verholfen - danach ward er nie
mehr gesehen. Doch wie ein quälender Dämon taucht sein Hut mit dem leuchtenden Seidenband immer
wieder auf und treibt den vermeintlichen Übermenschen Di Santafusca in den Abgrund des
Wahnsinns: »Der Priester war stärker als er.« Emilio De Marchi gelang mit seinem 1887
veröffentlichten Experiment eines realistisch abgründigen Feuilletonromans voller literarischer
Anspielungen ein enormer Erfolg mit vielen Übersetzungen in Europa. Tomasi di Lampedusa mit
seinem Der Leopard und Alessandro Manzoni mit seinen Die Verlobten kommen dem zeitgenössischen
Leser gleich in den Sinn. Und Neapel war schon damals en vogue. In Italien gilt Baron
Santafusca und der Priester aus Neapel heute als einer der ersten Kriminalromane. Gleichzeitig
zeichnet Emilio De Marchi ein atmosphärisches Bild der damaligen neapolitanischen Gesellschaft
voller genrehafter Szenen.