Erwachsene können noch nicht einmal den Beipackzettel einer Arznei lesen und verstehen. Sie
müssen bei Streitigkeiten um das alljährliche Grenzbaumlaub oder Grenzbaumobst die Justiz
bemühen. Pädagogische und bildungspolitische Vorgaben hingegen verlangen von Kindern dass sie
sich selbstbildend mittels situationsorientiertem und projektorientiertem Handeln bis hin zu
komplexen und gerechten Konfliktlösungen alles selbst beibringen. Die PISA-Studien verstärken
dieses pädagogische Erfolgsmodell sogar noch dahingehend dass sie eine flächendeckende
Gemeinschafts- wie Gesamtschullandschaft mit ihren Ganztagsangeboten als bildungspolitisch
alternativlose sprich als einzig wahre Erfolgsgarantie à la Nürnberger Trichter suggerieren -
Kuschelnoten Notenschutz und Discountabitur inklusive! Dass jeder zweite Schulabgänger noch
nicht ausbildungsfähig und jeder dritte Abiturient als nicht studierfähig eingestuft wird ist
nur eine der bekannten Nebenbedingungen dieser Auffassung welche Handwerksbetriebe und
Hochschulen beklagen. Mit der allseits beliebten These des spielerischen Lernens vermag der
versierte Pädagoge aus allen Kindern egal welcher Herkunft und welchen persönlichem
Lernvermögens die politisch geforderte PISA-Elite heranzubilden. Und da das Motto Bildung von
Anfang an lautet fängt das Heranbilden dieser PISA-Elite selbstverständlich bereits in der
Kinderkrippe an. Die unter der pädagogischen Ladentheke gehandelten Menschenbilder dürften
wenn überhaupt natürlich nur den absolut eingefleischten Insidern bekannt sein. Oder doch
nicht?