Die Kunst der Mehrdeutigkeit "Nach einer logischen Sekunde der Anarchie stellt sich
unaufhaltsam Ordnung wieder her und die Frage kann nur sein ob die Entwicklung kontrolliert
werden kann." (Niklas Luhmann) Dieses Motto stellt Michael Hutter seiner systemtheoretisch
basierten umfassenden Untersuchung der Entstehung und Eskalation des Skandals um die 15.
Ausgabe der Kasseler Kunstschau im Jahr 2022 voran. Die Antisemitismusvorwürfe gegenüber
Mitwirkenden und Organisatoren haben zu einer materialreichen Debatte darüber geführt ob die
beanstandeten Bildwerke intendierte antisemitische Botschaften enthielten oder ob auch andere
Deutungen plausibel sind. Michael Hutters Studie verfolgt die Vorgeschichte der vier
anstößigen Fälle in den kulturhistorischen Kontexten des Israel-Palästina-Konflikts des
indonesischen Freiheitskampfes und der judäo-christlichen europäischen Geschichte. Die
vielbeachteten Deutungsdebatten die der Skandal um die documenta fifteen medial ausgelöst hat
werden in unterschiedlichen "Gesellschaftskampfspielen" rekonstruiert: in den Leitmedien der
politischen Öffentlichkeit in den Diskursen der Kunstwelt im Streit um alternative
Wirtschaftsformen und in diversen Disziplinen der Sozialwissenschaft. Das Buch ist ein starkes
Plädoyer für die Relevanz von Mehrdeutigkeit in einer multipolaren Weltgesellschaft. Der
Autor: Michael Hutter Dr. rer. pol. Ökonom und Soziologe Studium an der University of
Washington in Seattle und Habilitation an der LMU München 1987-2007 Leitung des Lehrstuhls für
»Theorie der Wirtschaft und ihrer gesellschaftlichen Umwelt« an der Universität Witten Herdecke
2008-2014 Direktor der Abteilung »Kulturelle Quellen von Neuheit« am Wissenschaftszentrum
Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professor für »Wissen und Innovation« am Institut für
Soziologie der Technischen Universität Berlin heute Professor Emeritus am WZB.