Wean kannst net dasingen Wean kannst net daschreiben Wean kannst da nur jeden Tag frisch
unter D' Nasen reiben. André Heller meinte schon vor 35 Jahren als er dieses Dialektgedicht
schrieb man könne an einer Wien-Beschreibung nur scheitern. Sei es weil hier nach Anton Kuh
Gut und Böse des mitteleuropäischen Geistes geboren wurde sei es weil ihn selbst schon damals
ein zwiegespaltenes Nähe-Distanz-Verhältnis zu seiner Geburtsstadt Wien und seinen Bewohnern
plagte. André Heller hat in seinen Wienereien in denen er nun weit Verstreutes teilweise
Unveröffentlichtes aus über drei Dezennien versammelt hat quasi en revanche der Stadt selbst
alle Duftnoten ihrer Innereien unter die Nase gerieben etwa den pestilenzialischen Hirngeruch
des Fremdenfeinds oder die anhaltend nazibraunen Diarrhoen aber auch alle Parfums und Essenzen
seiner Liebes- und Freundschaftsbeziehungen. Er hat sich immer wieder als peinlich genauer
Beobachter mit offenen Augen und Ohren mit einem Herz immun gegen regionale Mörder- und
Pestgruben zu Wort gemeldet sozusagen Wien reizwörtlich: Zu kostbaren Wiener Orten (zum
Kaffeehaus das ihm jede Universität ersetzt hat oder zum Palmenhaus das ihm als erster
Fluchtort in wärmere ermutigendere Regionen der Welt diente) in Brandreden gegen die typisch
wienerische Herr-Karl-Niedertracht in Huldigungen für seinen Freund und Menschenimitator
Helmut Qualtinger und andere Liebgewonnene in Grabreden für verlorene Freunde schon lang
verstorbene Heroen der Wiener Moderne und für vieles Wienerische das längst futsch und
verschwunden ist. Ein Buch mit Hellers profunden Analysen und hassliebenden Assoziationen zu
seiner Geburtsstadt Wien die manchmal und immer alternierend freudvolle Heimat manchmal
leidvolle Fremde war.