Nein an rühmenden Kollegen von höchster Autorität an berühmten Bewunderern hat es ihm auch
außerhalb seiner Heimat hat es ihm in Italien Osterreich Frankreich in fast allen
europäischen Ländern nie gefehlt - und doch ist es dabei geblieben: Miroslav Krleza
kroatischer Dichter von europäischem Rang ist immer noch ein unentdeckter ein kaum zur
Kenntnis genommener Schriftsteller schreibt Karl-Markus Gaus 1988 in der ZEIT. Der 1981 im
Patriarchenalter gestorbene pannonische Riese (Martin Gregor-Dellin) hat in den weit über
vierzig Bänden seines vres der jugoslawischen Literatur neue Wege Wege ins Unentdeckte
Verleugnete Verbotene geschlagen: als Romancier wie als Novellist als Lyriker Dramatiker -
und nicht zuletzt auch als brillanter Essayist der sich mit sprachgewaltig-strafendem Zorn in
die politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit drängte und gleichzeitig doch in subtilen von
universaler Bildung zeugenden Kritiken die Kunst vor jeder Inbesitznahme durch Partei und
Parteiauftrag beschützte. Die ergreifenden Erzählungen aus dem Ersten Weltkrieg unter dem
Titel Der kroatische Gott Mars versammelt berichten von kalter Verzweiflung und Empörung vom
Sterben vom vergeudeten Leben des kroatischen Landwehrmannes der auf den Schlachtfeldern der
europäischen Monarchien verblutet erheben sich aus der Antikriegsliteratur ihrer Zeit durch
die Radikalität der Gesellschaftskritik und des künstlerischen Verfahrens von Krle a der auf
den Schock statt auf das Mitleid auf die Unversöhntheit und nie auf linde Tröstung gesetzt
hat. Was für ein Essayist ist da zu entdecken! Welche Sprachgewalt welcher wahrhaft
imponierende Weit- und Umblick über die Grenzen der eigenen Sprache Kultur Ideologie und
Epoche hinaus welche Fähigkeit das Entlegene das scheinbar Unzusammenhängende wie
selbstverständlich zusammen zu sehen! Ein Gelehrter und doch von der Leidenschaft des Rühmens
wie des Verwerfens erhitzter Schriftsteller wollte Krle a den kroatischen Kunstlern und
Intellektuellen wollte er der kroatischen Kultur den Weg nach Europa weisen - und für die
empfohlenen Erkundungsfahrten gleich selbst den Immunstoff gegen europäische Modekrankheiten
des Geistes bereitstellen. Nichts darf die Literatur vergessen niemand darf sie vergessen - im
gewaltigen Werk des Miroslav Krle a sind die Namen der Namenlosen und Jahrhunderte kroatischer
Geschichte in Knechtschaft und Auflehnung verzeichnet. Aber da dieses Kroatien wie es Krle a
mit Zuneigung und Kritik gestaltet hat stets ein historisches Krisengebiet war in dem die
Erdbeben Europas nachbebten und kommende Zusammenbrüche sich knirschend und krachend
ankündigten ist in Krle as Gedächtnis des kroatischen Volkes auch europäische Geschichte
aufgehoben. (Karl-Markus Gaus in Tinte ist bitter Klagenfurt Celovec 1988).