Ende der Sechzigerjahre schufen Instrumente wie Mellotron und Synthesizer neue Möglichkeiten
für ambitionierte Soundtüftler. Bands wie Yes Genesis Pink Floyd Emerson Lake & Palmer oder
King Crimson machten sich daraufhin ans Werk die bestehenden Grenzen der Rockmusik hinter sich
zu lassen: Die Drei-Minuten-Single die früher über Erfolg oder Misserfolg einer Band entschied
hatte ausgedient und wurde abgelöst von Konzeptalben mit klassisch beeinflusster Musik
bedeutungsschweren Texten und aufwendig gestalteten Klappcovern. Und auch die typischen
Poprock-Themen wie Liebe Sehnsucht Einsamkeit waren passé. Im Progressive Rock ging es um
Größeres: mythische Mischwesen aus Mensch und Maschine dystopische Sci-Fi-Szenarien
Fantasy-Epen oder historische Ereignisse.Prog wurde zur Religion all jener Musikfans die mehr
als einen Soundtrack zum Tanzen oder Küssen suchten und lieber stundenlang über kryptische
Texte grübelten die von Roger Dean oder H.R. Giger phantasievoll designte Plattencover nach
geheimen Botschaften absuchten und das musikalische Können großer Instrumentalisten wie Rick
Wakeman Steve Hackett oder Keith Emerson zu schätzen wussten. Sie kümmerte es nicht dass
wenig später Punk zum Angriff auf die Gigantomanie blies die mit den bombastischen Kulissen
den ausgefallenen Kostümen und der ausgefeilten Bühnentechnik des Progressive Rock einherging -
sie hielten dem Sound die Treue der Mike Oldfield zum Superstar gemacht und Pink Floyd den Weg
zur Weltkarriere geebnet hatte.Für sie schrieb David Weigel dieses Buch - die längst
überfällige Würdigung einer oft geschmähten aber dennoch leidenschaftlich geliebten
Musikrichtung die mit Bands wie Marillion Porcupine Tree oder Dream Theater auch später noch
erfolgreiche Vertreter hervorbrachte. Weigel gelingt es vorzüglich der Ernsthaftigkeit des
Genres gerecht zu werden und gleichzeitig stilsicher kritisch und mit liebevoller Ironie seine
Exzesse und Absurditäten zu beleuchten.