Das berühmte Buch La Soirée avec Monsieur Teste (1896) von Paul Valéry beginnt mit dem Satz:
»Dummheit ist nicht meine Stärke.« Eine Biografie über Manfred Wolff-Plottegg müsste mit diesem
Satz beginnen. Erstaunlicherweise verfügt Österreich über eine Reihe sehr guter Architekten
aber über wenige sehr gute Theoretiker der Architektur. Plottegg ist beides. Das ist sein Segen
und sein Fluch. Denn in einer Umwelt wo es weniger um gute Architektur und gute Theorie geht
sondern um gute Beziehungen zur Politik sind Intelligenz und Kompetenz nicht vorteilhaft. Wenn
die Massenflucht in die Mediokrität das konsensuale Ziel ist fällt einem innovativen Pionier
zwangsläufig die Rolle des agent provocateur zu. Mit seinen von Konventionen abweichenden
Perspektiven und Visionen hat Plottegg neue Paradigmen und Horizonte für die Architektur
eröffnet. Doch das Werk kognitiver agents provocateurs braucht oft Dekaden um anerkannt und
verstanden zu werden. Insofern ist Plottegg im Augenblick asynchron zum Zeitgeist und wird erst
in hundert Jahren ein Zeitgenosse nachfolgender Generationen sein. Unsere gemeinsamen Arbeiten
seit »Schaufenster-Botschaften« (Graz 1979) also fast über ein halbes Jahrhundert waren immer
gezeichnet vom Geist einer fröhlichen Wissenschaft und einem utopischen Furor an den Grenzen
des Möglichen die Plottegg immer wieder überschritten hat. Auf seine Fantasie war immer
Verlass. Wer einen Kredit für unkonventionelle Lösungen braucht ist gut beraten sich an
Manfred Wolff-Plottegg zu wenden. Ich stehe jederzeit als Bürge bereit.- Peter Weibel