»Der Schwedenplatz ist nichts ein Niemandsland eine Grenze und Leerstelle. Auf der einen
Seite der Donaukanal der seine Leichen und Gespenster anschwemmt und ab und zu auch das Glück
auf der anderen Seite die Innenstadt mit ihren Gebäuden die sich selbst darstellen.« So
beginnt Thomas Stangl seinen Beitrag für die von Lucas Cejpek und Margret Kreidl iniziierte und
arrangierte Schwedenplatz-Erschreibung und -Umkreisung. Insgesamt sind diesem Band Texte von
106 österreichischen bzw. in Wien lebenden Autorinnen und Autoren versammelt.Das Anliegen war
ein Stück Stadt zu entziffern die eigene Wahrnehmung und den Blick zu schärfen. Die Straßen
die Schilder die Menschen das Wetter beschreiben. Durchaus im Sinne von Georges Perecs
Versuch einen Platz in Paris zu erfassen (in welchem er durch sein Schreiben der »Spur eines
dreifachen Alterns: dem der Orte dem meiner Erinnerungen und dem meiner Ausdrucksform« folgt)
soll die mosaikartige Komposition der vorliegenden Texte zum Schwedenplatz die Neugier wecken
diesen Platz künftig mit anderen Augen zu sehen.Hier wird abseits der Reiseführerrhetorik
versucht das zu erschreiben was im Allgemeinen nicht zur Kenntnis genommen wird was
verschwindet unbemerkt bleibt oder unsichtbar ist - in Form von Prosa oder Lyrik jeweils auf
eine Seite begrenzt. Der Untertitel hält was er verspricht: Polyphonie. In dieser
Mehrstimmigkeit entstehen Dissonanzen und Parallelen zwischen den einzelnen Textstimmen
Stimmen die ein Gespräch bilden das wie Michail Bachtin in den 1920er Jahren anmerkte erst
die Wahrheit entstehen lässt.