Zahlreiche neu entdeckte Korrespondenzen des Komponisten geben ein selbstredendes Zeugnis eines
bewegten Lebens der hochkarätigen Künstlerfamilie. Von der brennenden Liebe der Eheleute bis
hin zum Exil in Amerika - der kreative Schreiber bewahrt stets Witz und Phantasie.Erich an H.
und R. Witrofsky - Wien Sonntag 1. II.1914: Erlaube mir hiermit die höfliche Anfrage wie man
sich vorstellt daß mittels dieses Diminutiv von Seifchen welches Sonntag am 1. Februar 1914
früh im Badezimmer der vereinigten Familie Korngold als einziges Reinigungsmittel funktionierte
8 Hände 8 Arme 8 Ohren 4 Hälse 4 Brüste 4 Rücken nicht zuletzt 4 Gesichter in
sonntäglicher Reinheit erstrahlen sollten. Indem ich einer gütigen Aufklärung gespannt
entgegensehe zeichne ich im Voraus dankend ganz ergebenst EWKJulius an Erich 16. II. 38:
Geliebtes Kind ... Jedenfalls der Anfang vom Ende. Denn nun werden die Nazi frei schalten u.
»Unordnungen« herbeiführen die den Vorwand zum Einmaschieren gebenwerden zu einem Zeitpunkt
wenn es H. passen wird und er entweder den Krieg nicht zu riskieren glaubt oder - gerade -
riskieren will. ... jetzt bin ich dafür daß du ernstlich an eine Position in Amerika denkst
vielleicht auch für eine Stelle an der Reinhardtschule für die Musik. Schönberg lebt auch so
... Was sagst du zu den schwarzen Gedanken? Aber ich glaube man kann nicht genug umsichtig den
Ereignissen entgegensehen. Die weitere kurze Lebensdauer kann ich überall zubringen und mein
bißchen Manna aufessen. Könnte ich doch nur noch Deine Oper hören!! Dein Dich liebender Vater