Vorwort LeseanweisungSie können Richard Knecht so lesen wie ich das am 31. Januar 2018 im
Mittagssonnenlicht von Mollis tat: 70 Gedichte in 40 Minuten die hochdeutschen ebensowie die
im Aargauer Dialekt. Dann feuert er die Wörter mit dem Tempo einer UZIMaschinenpistole ab - und
obwohl dabei viele links und rechts vorüberpfeifen werden ein paar davon Sie mitten ins Herz
treffen. Also Vorsicht beim raschen Lesen! Sie können Richard Knecht auch langsam lesen - ein
Gedicht pro Tag oder eines pro Woche. Viele davon eignen sich dazu wunderbar. «Egal wohin ich
gehe ich treffe immer auf mich selbst.» Mit so einem Satz können Sie durch ein ganzes Leben
gehen und vielleicht kommen Sie ja dann auch zu Knechts Schluss: «Deshalb habe ich beschlossen
bei mir selbst zu bleiben.» Bei sich selbst bleiben zu sich selber kommen - darum kann es beim
Lesen von Gedichten gehen. Das ist auch der Auftrag den wir alle bekommen haben - ob wir jetzt
Gedichte lesen oder Fahrpläne. Ballast abwerfen Wasser und Sand - daraus besteht der Ballast
den Ballonfahrer abwerfen um aufzusteigen. Will man Richard Knecht auf die Spur kommen muss
man nach dem Ballast suchen den er abwirft: nach Lebensballast Gedankenballast Wortballast
und - nicht zuletzt - nach künstlerischem Ballast. «Ich habe versucht mit wenigen einfachen
Worten etwas zu beschreiben Gefühle auszudrücken einfache alltägliche Dinge und Geschehnisse
mit einem Minimum an Worten zu beschreiben.» So verfährt Knecht beim Schreiben. Indem er alle
schweren Wörter alles Gewerkelte alle Schnörkel und Verzierungen abwirft. Damit unterscheidet
er sich doch sehr von den Dichtern der deutschen Klassik welche die Sprache in komplexe
Hexameter schmiedeten die Götterwelt der Griechen eindeutschten dem Unsäglichen mit Symbolik
und Metapher zu Leibe rückten. Die Vereinfachung die Knecht in der Sprache sucht hat er für
sein Leben vor einem Jahrzehnt beschlossen. Dem poetischen geht das Lebensprogramm voraus - er
lebt was er in seinen Werken bedichtet: «2019 ist für mich ein besonderes Jahr. Ich werde 65
und ich bin seit 10 Jahren offline. Ohne (Computer nur mit Schreibmaschine und Kugelschreiber
- und mein drittes Buch entsteht auf diese Art und Weise. Und 10 Jahre frühpensioniert und 11
Jahre in Luchsingen zu Hause. »Das Glarnerland erobern Die 11 Jahre in Luchsingen haben Spuren
in Knechts Werk hinterlassen. Als ÖV-Benutzer sieht er die Leute die ein ganzes Abteil im Zug
für sich besetzen beschreibt jene die dort ihren Kopfhörer aufhaben und in den Bildschirm
schauen beobachtet den Kondukteur der nur freitags zu diesen Robinsons kommt. Als Luchsinger
Chronist beschreibt er jene denen das Auto wichtiger ist als die Liebe das Tal das sich
entvölkert die leeren Schulhäuser - all das ist Realität. Bächibach und Diesbachfall haben
Eingang in seine Aargauer Mundart gefunden mehr noch: Dem Oberblegisee hat er den Schlüssel zu
den Bildern in seinem Herz anvertraut. Doch verlangt er sich Tieferes ab: «Vu det won i chumme
gfallts mer nümm und da won i bi ghör i ned ane. Bi sälber mis Dehej.»Die Wahrheit lieben
«Ein richtiger Poet schreibt keine Romane dafür muss man zu sehr lügen» sagt Eugen Gomringer.
Mit der Aufrichtigkeit eines richtigen Poeten haut Knecht seine Gedichte und Miniaturen in die
Tasten. Man möchte am liebsten mit den Fingerkuppen ertasten wo die Buchstaben im Papier ihre
Spuren hinterlassen haben. So wie die Füsse - im letzten Gedicht des Bandes - knirschend Spuren
im Schnee hinterlassen und das Gefühl des gefrorenen Glücks. Doch darauf muss man sich
einlassen dass einer alles weglässt wofür er lügen müsste und nur aufs Papier bringt was er
als Wahrheit gelten lassen kann. Wie schnell man doch ins Oberflächliche von Popsongs abgleitet
analysiert Knecht im Liebesgedicht «Ned übertrybe» : «Dis Herz muesch mer ned schänke. Das
bruuchsch sälber. Es gnüegt wänns für mi schlaht. » Radikal und lakonisch ist Knechts
Programm - im Leben