Seit im »langen Sommer der Migration« 2015 Hunderttausende die Grenzen Europas überwanden
wurde das europäische Grenzregime grundlegend transformiert. Eine Transformation die mit einer
zunehmenden Brutalisierung der Grenzschutzpraktiken und einer Politik des aktiven
Sterbenlassens an den Außengrenzen einhergeht. Von der Vorverlagerung der Grenze in die
Sahelzone der Aufrüstung libyscher Milizen im Mittelmeer der Etablierung geschlossener Lager
auf griechischen Inseln bis hin zu den Ankerzentren in Deutschland wird Migrationsbewegungen
nahezu ausschließlich repressiv begegnet. Das »Migrationsmanagement« wird in regionalen
Laboratorien erprobt die sich zu umkämpften Orten von Gewalt und Widerstand entwickelt haben.
Parallel dazu erstarken im Inneren Europas rechte Bewegungen und Regierungen. Und obwohl die
post-migrantische Gesellschaft der Vielen in Europa längst soziale Realität geworden ist ist
das neue Grenzregime weiter von Rassismus geprägt. Doch auch die Kämpfe um Teilhabe und
Bewegungsfreiheit haben sich seit 2015 transformiert und weiterentwickelt. Neue Allianzen haben
sich entwickelt die für radikale Vielfalt und Offenheit eintreten. Dieser Band bildet die
vielfältigen Entwicklungen ab und verbindet rassismustheoretische und post-koloniale
Perspektiven mit erprobten Methoden der kritischen Migrations- und Grenzregimeforschung. Dabei
werden widerständige Praktiken und der Kampf gegen die repressive Neuordnung des Grenzregimes
aufgezeigt die durch die Migration selbst immer wieder neu herausgefordert wird.