Auf dem rauschenden Mittsommernachtsfest im Hause ihres Vaters tanzt die adlige Julie mit dem
Diener Jean. Die Gefühlswelt der jungen Frau die eigentlich dazu erzogen wurde zu denken und
zu handeln wie ein Mann gerät durch die Begegnung heftig ins Schwanken und der Wunsch
gemeinsam mit Jean den engen Schranken ihres Standes zu entfliehen wird im Laufe des Abends
immer größer. Zwar fühlt sich auch Jean zu ihr hingezogen doch sein Eigennutz und
Opportunismus sind am Ende stärker und für Julie bleibt nur ein Ausweg. Das naturalistische
Drama verdeutlicht die zerstörerische Kraft der strengen gesellschaftlichen Hierarchien und der
beengten Geschlechterrollen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Verfasst im Jahre 1888 und 1889
in Kopenhagen uraufgeführt zählt Fräulein Julie heute zu den meistgespielten Stücken
Strindbergs.