Am 10. März 1953 in Beuthen O.S. geboren empfing Andreas Lawaty als Sohn einer deutschen
polnisch assimilierten Pastorenfamilie (er wuchs mit Polnisch als erster Sprache auf) die
polnische Schulsozialisation. In eben jener Zeit sind die Keime seiner späteren beruflichen
Polen-Faszinationen zu suchen. Die geistige Atmosphäre des Hauses blieb zweifelsfrei nicht ohne
Einfluss auf sein intellektuelles Profil - man denke an die Rolle der Institution des
Pastorenhauses in der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte generell. Es mag dahingestellt
bleiben inwieweit die baldige Übersiedlung der Familie nach Podkowa Lesna bei Warschau (wo der
Vater Erwin Lawaty Rektor und Professor in einem protestantischen Priesterseminar war) durch
die Nähe zu Stawisko dem benachbarten Landsitz des Grandseigneurs der polnischen Literatur des
20. Jahrhunderts Jaroslaw Iwaszkiewicz atmosphärisch seine Sensibilität für die polnische
Literatur geprägt haben mag. Über den Zaun blickend konnte der Junge auf dem Schulweg dem
dortigen Treiben jedoch zugucken was im Scherz gesagt ist aber Tatsache bleibt dass Andreas
Lawaty nach Jahren den Iwaszkiewicz-Band Die Fräulein von Wilko (1985) für die Polnische
Bibliothek redaktionell betreute und im dem Dichter gewidmeten Nachwort ihn den Europäer nannte
als welchen er sich selbst am liebsten apostrophiert. Das geistige und menschliche Profil
unseres Freundes Andreas Lawaty ist das eines Menschen dem Dialog ein natürliches Bedürfnis
und Empathie die Art und Weise ist auf den anderen Menschen zuzugehen. Derlei Eigenschaften
charakterisieren oft in besonderem Maße Menschen die aus kulturellen sprachlichen nationalen
Grenzräumen stammen. Im Vorwort zu seinem polnischen Essayband Intellektuelle Visionen und
Revisionen in der Geschichte der polnisch-deutschen Beziehungen des 18. bis 21. Jahrhunderts
(Kraków 2015) schreibt er denn auch dass es wohl kein Zufall gewesen sein dürfte dass er die
Helden seiner Reflexionen in den kulturellen Grenzräumen suchte denen sie entweder durch ihre
Herkunft Lebenserfahrung oder aber durch ihre intellektuelle Neugier angehörten. Und der Autor
fügt bezeichnenderweise hinzu dass er sich aber nicht so sehr für deren Biografien
interessiere sondern für den aus diesen Biografien resultierenden intellektuellen Habitus.
Denn der sei für das bessere Verständnis des Charakters der polnisch-deutschen intellektuellen
Kommunikation wichtig. Dies zu fördern und zu unterstützen liegt Andreas Lawatny ganz im
Rorty'schen Sinne nach wie vor besonders am Herzen. Die Autoren der vorliegenden Festschrift
stammen aus Polen Deutschland den USA Österreich und der Schweiz und es befinden sich unter
ihnen alt und jung gens de lettres verschiedenster Couleur: Lyriker Romanciers Übersetzer
Literaturwissenschaftler Historiker Archivare was den Wirkungsradius des Jubilars und die
Ausstrahlung seiner Persönlichkeit des Grenzgängers par excellence beredt demonstriert.
Seinen Expeditionen folgen wir neugierig sind gespannt auf unerwartete Entdeckungen und dabei
sicher dass der Freund Andreas sein immenses Wissen aus den Grenzgängen mit der Souveränität
des kundigen Forschers weitergeben wird. Dass diese Wissenssicherheit bei ihm niemals in
anmaßende Überlegenheit umschlägt hängt mit einem schönen Zug seines Wesens zusammen: Er kann
immer aufmerksam und einfühlsam zuhören und bleibt einer der das Lernen nie aufgibt. (aus dem
Geleitwort der Herausgeber)