Der Berliner Journalist und Schriftsteller Adolph Kohut unternimmt im Jahr 1887 eine Reise von
Stettin und Swinemünde nach Misdroy auf Wollin zu den Ostseebädern auf Usedom und auf die
Insel Rügen.Dabei plaudert er angeregt aus dem Nähkästchen des deutschen Bildungsbürgertums im
ausgehenden 19. Jahrhundert kurz nach der Reichsgründung 1871. Anekdoten Sagen und Schwänke
Adelsstolz und Seegefechte Tratsch und Poesie sind seine Welt aus der er unterhaltsam
zuweilen auch geschwätzig zu erzählen weiß. Kohut war preußischer Patriot Feingeist und
Plagiator. Was ihm an Gedrucktem brauchbar erschien nahm er mit seitenlang hat er
abgeschrieben. Besonders großzügig bediente er sich in der 1840 erschienenen Rügenschen
Sagensammlung des westfälischen Schriftstellers und Politikers Jodocus Temme (1798-1881) und
bei dem Stralsunder Dichter Ludwig Kübler (1817-1875) der sich als Redakteur der Zeitung Der
Fortschritt für die Ideen und Ziele der bürgerlichen Revolution 1848 engagiert und nach deren
Scheitern einen Tabakladen betrieben hatte.Adolph Kohut wurde am 10. November 1848 in dem
südungarischen Städtchen Mindszent in einer armen kinderreichen jüdischen Familie geboren.
Sein Vater war Talmud-Gelehrter einer seiner Brüder sollte als Oberrabbiner und Orientalist
Dr. Alexander Kohut (1842-1894) bekannt werden. 1866 bezog er das Jüdisch-Theologische Seminar
in Breslau um sich zum Prediger ausbilden zu lassen. Der düstere Geist der in jenem Institute
herrschte sagte ihm aber nicht zu und nach drei Jahren trat er aus dem Seminar aus und gab
für immer die theologische Laufbahn auf. (Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und
Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Leipzig 1913 S. 58.)Bereits seit
Mai 1868 war er an der Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau immatrikuliert dort hörte er
philosophische philologische und kunstwissenschaftliche Vorlesungen. An der Universität Wien
setzte er seine Studien fort. 1878 promovierte er an der Alma Mater Jenensis zum Dr. phil. Er
war Redakteur der Düsseldorfer Zeitung der Tribüne in Berlin und der Berliner Zeitung.
Anschließend arbeitete er bei der Zeitschrift Deutsches Heim. Illustriertes Unterhaltungsblatt
für alle Stände. 1877 heiratete er die in Dresden gebürtige Opernsängerin Elisabeth Mannstein
(1844-1926). Im selben Jahr wurde Oswald Kohut (1877-1951) geboren er folgte dem Berufsweg
seines Vaters und arbeitete in Potsdam und Berlin als Journalist Zeitungsverleger (Besitzer
des Grunewald-Echo) und Schriftsteller. Wegen seiner nicht arischen Abstammung stand Oswald
Kohut während der Zeit des Nationalsozialismus unter Berufsverbot seine Firma wurde
gelöscht.Am 13. September 1884 wurde Adolph Kohut als Mißliebiger Ausländer aus Preußen
ausgewiesen. Er lebte 5 Jahre in Dresden (Gutzkowstraße 16) bis er nach Berlin zurückkehren
durfte. Nach langer schwerer Krankheit starb er am 22. November 1917 in seiner Berliner Wohnung
Courbierestraße 7. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinem Leben und Werk ist ein
Desiderat der Forschung. Kohut schrieb mehr als 120 Bücher sowie unzählige journalistische
Beiträge. Er befaßte sich mit Goethe Schiller Kleist und Wieland mit Bismarck und Ferdinand
Lasalle mit Fragen des Judentums mit Moses Mendelssohn Heinrich Heine Carl Maria von Weber
Clara Wieck und Robert Schumann mit literarischen Übersetzungen aus dem Ungarischen. Aus
Kohuts Feder stammen das Buch von der Schwiegermutter (1888) das Buch berühmter Duelle (1888)
und die Ruhmesblätter des Hauses Wettin (1889). Am bekanntesten ist sein Werk 'Berühmte
israelitische Männer und Frauen' geworden eine Art j[üdischer] National-Biographie die viele
Ungenauigkeiten enthält urteilt das Jüdische Lexikon (Bd. III Berlin 1928 Sp. 757).Der
unbekümmerte Umgang mit Quellen und Daten wie er leider eben auch in seinem Ostseedünenbuch
festzustellen ist brachte Kohut harsche Kritik ein. Sein Lebens- und Künstlerbild des Dresdner