Clara Bauer erzählt eine Familiengeschichte über zwei Generationen in einem Land des Umbruchs.
Kabale und Liebe in der russischen Provinz des frühen 19. Jahrhunderts. Dieses Werk wird
hiermit als zweibändige Ausgabe im Neisse Verlag nach über 140 Jahren erstmals neu
veröffentlicht. Band 2 mit dem Dritten und Vierten Buch der Originalausgabe folgt im Frühjahr
2020. In den letzten Jahren ihres kurzen Lebens hat Clara Bauer unter dem Pseudonym Karl Detlef
mehrere Novellen und Romane geschrieben von denen besonders ihre bewegenden psychologisch
scharfzeichnenden und anschaulichen Lebensbilder der russischen Gesellschaft um die Mitte des
19. Jahrhunderts von den Lesern mit großem Interesse aufgenommen wurden. Geboren wurde Clara
(auch: Klara) Bauer am 23. Juni 1836 einigen Quellen zufolge in Swinemünde als Tochter eines
Hafendirektors als Geburtsort wird aber auch Krotoschin in der preußischen Provinz Posen
genannt wohin ihr Vater als Landrat versetzt worden war. Nach dem Tod des Vaters folgte Clara
ihrer älteren Schwester nach Breslau wo sie das Lehrerinnenexamen absolvierte. In Dresden
erhielt sie Klavierunterricht bei Friedrich Wieck (Pretzsch 1785-1873 Loschwitz). Ihr Talent
führte sie nach Petersburg wo sie im Haus eines russischen Generals als Pianistin tätig war
und dem kaiserlichen Hofpianisten und Generalmusikdirektor Adolf Henselt (Schwabach 1814-1889
Bad Warmbrunn) begegnete der ihr weiteren Unterricht gab. In dieser Zeit war sie auch oftmals
Gast im Hause des preußischen Gesandten am russischen Hof Fürst Otto von Bismarck. Clara Bauer
blieb drei Jahre in Petersburg und ein Jahr im zentralrussischen Orjol. Dann zwang ihr
Gesundheitszustand sie das strenge russische Klima zu verlassen und 1866 nach Dresden
zurückzukehren. Sie arbeitete als Musiklehrerin und lernte den Dichter und Kritiker Gustav
Kühne (Magdeburg 1806-1888 Dresden) kennen der dem Jungen Deutschland angehörte. Diese
Begegnung ermutigte sie ihren bereits in früher Jugend in einem Brief an Heinrich Heine
eingestandenen literarischen Ambitionen zu folgen (vgl. das Nachwort zur Neuausgabe Unlösliche
Bande Neisse Verlag 2016). So wurde der Name Karl Detlef hinter dem sich Clara Bauer in allen
ihren Werken verborgen hat in die deutsche Literatur eingeführt. In dem von Friedrich Wilhelm
Hackländer herausgegebenen illustrierten Wochenblatt Über Land und Meer das auch Fontane
Gerstäcker Gutzkow Heyse Karl May und Wilhelm Raabe veröffentlichte war 1868 ihr Debüt zu
lesen die Novelle Bis in die Steppe (sie wird im Herbst 2019 im Neisse Verlag neu aufgelegt).
Im Jahr darauf erschien dieses Werk als Buch im Verlag Eduard Hallberger dem die
Schriftstellerin ebenso treu blieb wie ihrem Pseudonym. Erst zwei Jahre vor Clara Bauers Tod
erfuhren die Leser aus Hackländers Zeitung (Stuttgart 1874 16. Jg. 2. Band S. 526) daß die
kenntnisreichen Schilderungen russischer Lebensbilder und Landschaften von dieser aus
kleinstädtischem Bürgertum stammenden jungen Frau einer deutschen Lehrerin und Pianistin
geschrieben worden sind. Ihr unheilbares Brustleiden führte Clara Bauer 1875 in das Haus ihrer
Schwester in Breslau wo sie am 29. Juni 1876 verstorben ist. In ihrem Todesjahr erschien der
wiederum in Rußland handelnde vierbändige Roman Ein Dokument.