Johan ist jung schön und hat alles was er braucht. Mit seinem Vater und der alten
Haushälterin Sien lebt er in einem großen Haus am Markt des traditionsreichen Städtchens
Culemborg genießt das noble Leben und studiert die wissenschaftliche Literatur des Vaters. Im
Laufe der Pubertät überkommen ihn sexuelle Fantasien mit anderen Jungen die sich auch auf
seinen Vater ausdehnen. Als Johan sich seinem Vater offenbart wendet der sich empört von ihm
ab. Doch der belesene Johan ist überzeugt dass seine Art zu lieben das gleiche Recht hat wie
die Liebe der anderen. Er verlässt das Haus des Vaters zieht in eine Pension lernt den Maler
René Richell kennen und lieben. Doch schon nach wenigen Wochen ungetrübten Glücks kommen Renés
sadistische Neigungen zum Tragen - der Beginn eines brutalen Ringens von Liebe Abhängigkeit
und Verachtung an dem Johan zugrunde gehen wird. Der jüdisch-niederländische Jurist und Autor
Jacob Israël de Haan ist international vor allem bekannt weil er 1924 in Jerusalem einem
politischen Mord zum Opfer fiel. Zuvor hatte er 1904 mit "Pijpelijntjes" den ersten
homosexuellen Roman der Niederlande herausgebracht. Das Buch kostete ihn seine Anstellungen als
Lehrer und Journalist hielt ihn aber nicht von der Veröffentlichung von "Pathologieën" (1908)
ab. In Anbetracht seiner Entstehungszeit geht der Roman ungemein selbstbewusst an das Thema
Homosexualität heran: Obwohl der Vater ihn dafür moralisch verdammt lebt Johan sein Anderssein
unbefangen aus - bis er an René gerät. Zum 100. Jahrestag der Ermordung de Haans hat der
Übersetzer Olaf Knechten Pathologien erstmals ins Deutsche übertragen. Zudem enthält diese
Ausgabe de Haans Erzählung "Die Erlebnisse des Hélénus Marie Golesco" und ein Nachwort des
niederländischen Soziologen Gert Hekma.