Es beginnt mit einem Geständnis. Dem aus Syrien nach Schweden geflüchteten Journalisten und
Autor Khaled Alesmael wird ein anonymer Brief zugespielt. Das Schreiben ist auf Arabisch
verfasst und stammt von einem schwulen Mann aus Damaskus. Er erzählt von einem Vorfall in
Syrien: einem Autounfall der auf tragische Weise mit der Homosexualität des Absenders
zusammenhängt - und der mit einem Todesfall endet. Für Alesmael ist der Bericht wie ein
Weckruf. Er nimmt ihn zum Anlass die Schicksale schwuler Männer aus der arabischen Welt die
ihm im Laufe der Jahre erzählt wurden zu sammeln aufzuarbeiten und mit der Welt zu teilen -
und damit denjenigen eine Stimme zu geben die sonst keine haben. Nachdem Khaled Alesmael im
Roman Selamlik seine eigenen Fluchterfahrungen verarbeitete lässt er in dieser
Geschichtensammlung zehn queere Menschen zu Wort kommen die Ähnliches erlebt haben wie er
selbst. Basierend auf Gesprächen und Korrespondenzen mit Geflüchteten aus verschiedenen Ländern
Nordafrikas und des Nahen Ostens erzählt er von Biografien die die physische und psychische
Gewalt verdeutlichen denen schwule Männer im arabischen Raum ausgesetzt sind. Die
Protagonisten erzählen von Scheinehen sexuellem Missbrauch Polizeigewalt und Tötungen in
ihren Heimatländern aber auch vom Ringen um eine neue Identität im Exil. Der
multi-perspektivische Ansatz setzt sich in unterschiedlichen Textformen fort. Neben
Prosa-Passagen bindet Alesmael Chat-Verläufe Briefe und klassische Interview-Sequenzen in die
Geschichten ein. Die Motivation des Projekts erklärt er im Epilog in Anlehnung an Martin Luther
King so: »Die Homosexuellen an einem Ort sind verantwortlich für die Befreiung der
Homosexuellen an jedem anderen.«